"Während wir gegen die Löwen kämpften, passierte Eigenartiges", erklärte Harwin. "Für jeden Mann, den wir verloren, tauchten zwei auf, die seinen Platz einnahmen. Einige waren Ritter oder Knappen von edler Geburt, aber die meisten waren aus dem gemeinen Volk: Feldarbeiter, Fiedler, Gastwirte, Diener und Schuster, sogar zwei Septone. Männer, Frauen und Kinder jeden Standes. So wurden wir zur Bruderschaft ohne Banner."
"Diese Leute schlossen sich Euch an?", empörte sich Edmure. "Wenn sie kämpfen wollen, müssen sie es für ihren König und ihre Lords tun!"
"Bei allem Respekt, Ser", erwiderte Lord Beric energisch, "aber wir kämpfen für das gemeine Volk, während die Lords der Flusslande hauptsächlich ihre eigenen Festungen verteidigen. Ist es da nicht verständlich, dass sich die Leute lieber der Bruderschaft ohne Banner anschließen?"
Ehe sich Edmure noch mehr empören konnte, fragte Robb: "Doch jetzt wollt Ihr Euch uns doch anschließen. Woher kommt dieser Sinneswandel?"
"Wir haben es uns aus mehreren Gründen anders überlegt", antwortete Lord Beric. "Einer davon war, dass Euer Vater jetzt die Hand von Stannis ist. Doch das war nicht entscheidend. Thoros hat vor kurzem eine Botschaft erhalten."
"Sie wurde von der Roten Priesterin Melisandre überbracht", sagte Thoros von Myr. "Von ihr erfuhren wir, dass Stannis sich zum Herrn des Lichts bekannt hat. Er ist nicht nur der rechtmäßige König, sondern auch der wiedergekehrte Azor Ahai, der Prinz, der verheißen wurde. Er wird uns alle anführen in dem Krieg, der wichtiger ist als das kindische Spiel um Throne. Für diesen Krieg hat ihm der Herr des Lichts als Beistand jene Krieger aus einer anderen Welt geschickt, die Euren Vater gerettet haben, junger Lord."
"Ich wiederum habe gehört, dass die alten und neuen Götter diese Krieger geschickt haben", erwiderte Robb. "Aber von welchem Krieg redet Ihr, der wichtiger sein soll als der, den wir gerade führen?"
"Der Große Krieg um das Leben selbst", raunte Lord Beric. "Denkt an die Worte Eures Hauses, Mylord! Der Winter naht fürwahr und mit ihm eine uralte, durch und durch böse Macht, die alle Häuser von Westeros und ihre Untertanen vernichten wird, wenn wir nicht gemeinsam gegen sie kämpfen. Und Eure Heimat ist als Erste bedroht, denn die kalten Winde erheben sich im Norden – wie damals, vor tausenden von Jahren in der Langen Nacht. Gegen diesen Feind helfen weder eure alten Baumgötter noch die Sieben. Nur mit der Hilfe des Herrn des Lichts können wir die Menschen retten."
"Was macht Euch so sicher, dass ausgerechnet Euer fremder Gott hilfreicher ist als unsere Götter?", fragte Ser Brynden zweifelnd.
"Ihr habt doch gewiss schon mehrmals gehört, dass ich gefallen sei, oder?", erwiderte Lord Beric.
"Ja, viermal, aber da Ihr hier seid, waren das offensichtlich leere Prahlereien der Lannisters!", meinte Edmure.
"Nein, keineswegs!", widersprach Lord Beric. "Ich wurde tatsächlich viermal getötet. Doch Thoros hat mich…"
"Ich habe nur die Worte gesprochen", sagte Thoros. "Der Herr des Lichts hat Euch ins Leben zurückgeholt."
Robbs Augen weiteten sich. "Euer Gott kann Tote zum Leben erwecken? Macht er das bei allen Gefallenen Eurer Bruderschaft?"
"Nein, denn es hat einen hohen Preis", antwortete Lord Beric bitter, "Jedes Mal wenn ich getötet werde, erwache ich schwächer als zuvor. Ich verspüre keinen Hunger und obwohl ich mich müde fühle, kann ich überhaupt nicht mehr schlafen. Die Erinnerungen an mein früheres Leben schwinden. Ich könnte nicht mehr zu der Burg zurückfinden, die mir einst gehörte und ich weiß auch nicht mehr die Haarfarbe meiner Verlobten. Jedes Mal bleibt ein Teil von mir tot und manchmal wünschte ich mir, ich würde nicht mehr zurückgeholt und hätte meinen Frieden."
"Aber warum holt Thoros… oder Euer Gott Euch zurück?", fragte Robb.
"Wir sind Teil von etwas Größerem als wir selbst", sagte Thoros. "Der Herr des Lichts nutzt nicht ohne Grund einem Trunkenbold von Priester als Werkzeug, um Beric zurückholen. Unser Gott ist mit Beric noch nicht fertig. Und auch Euer Vater wird noch gebraucht und wurde deswegen im letzten Augenblick von Kriegern des Lichts aus einer anderen Welt gerettet, junger Wolf. Wir alle müssen uns um König Stannis scharen, der uns in den Kampf gegen den wahren Feind führen wird, sobald er der Eisernen Thron errungen hat."
Robb fragte sich, ob Thoros mit dem "wahren Feind" die Anderen meinte, die er hauptsächlich aus den Erzählungen der Alten Nan kannte, doch ehe er den Priester aus Myr fragen konnte, trat plötzlich Olyvar Frey ein.
"Verzeiht die Störung, Mylords", sagte der Knappe schüchtern, "aber Lord Umber und Lady Mormont meinten, dass Ihr das sofort erfahren müsst: Unser Heer im Osten hat Harrenhal erobert! Eben kam ein berittener Bote von Ser Helman Tallhart."
Robb sprang auf. "Von Helman Tallhart? Nicht von Roose Bolton?" Anstatt den Boten ins Zelt rufen zu lassen, eilte Robb hinaus. Die Tullys und die Männer der Bruderschaft folgten ihm.
Ein junger Mann, vielleicht zwei oder drei Jahre älter als Robb, stand vor dem Zelt und sprach mit dem Großjon, Maegen Mormont, Galbart Glauer und Jason Mallister. Als er Robb erblickte, verneigte er sich und sagte:
"Mylord, ich bin Ser Morgan Eschwald. Ser Helman Tallhart und Ser Robett Glauer haben mich zu Euch geschickt, um von unserem großen Sieg zu berichten. Wir haben Harrenhal erobert!"
"Das sind sehr gute Nachrichten, aber… Tallhart und Glauer? Was ist mit Roose Bolton?", fragte Robb.
"Lord Bolton wurde während der Belagerung leider schwer verletzt", antwortete Ser Morgan, "und die Maester mussten tagelang um sein Leben kämpfen. Ser Helman übernahm daher den Befehl. Nur wenige Tage später konnten wir die schwach bemannte Festung erobern, denn unter den Verteidigern herrschte Verwirrung und Uneinigkeit, nachdem der Kastellan tödlich verunglückt war."
"Tödlich verunglückt? Nicht im Kampf gefallen? Wer war der Kastellan?"
"Es war Ser Amory Lorch, der tatsächlich nicht von uns getötet wurde. Vielmehr stürzte er aus unbekannten Gründen aus einem Gemach im Königsbrandturm in seinen Tod. Unter den verbliebenen Offizieren der Lannisters herrschte Uneinigkeit, wer das Kommando übernehmen sollte. Das haben wir ausgenutzt und das Torhaus gestürmt. Dabei haben wir zwar einige Verluste erlitten, aber sobald wir den Hof erreichten, war die Festung nicht mehr zu halten."
"Vielen Dank, Ser Morgan", sagte Robb, "ich bin erfreut, von diesem Sieg zu hören. Olyvar, rufe alle Lords zusammen! Wir müssen das weitere Vorgehen beraten!"
Gondor hilft Westeros
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