Sexismus abzulehnen bedeutet in der Praxis für Frauen immer auch, die Privilegien* des Unterlegenen abzulehnen (in gewisser Weise kann Emanzipation für Frauen sogar nur darin halbwegs konsequent praktiziert werden). Die Aneignung der Privilegien des Überlegenen ist gänzlich ohne Affirmation der Gesamtstruktur nicht denkbar. Da also die Aneignung männlicher Privilegien keine echte Befreiung hervorbringen kann, und da umgekehrt der Verzicht darauf ebenfalls antiemazipatorische Elemente hat, ist das Verhalten jeder Frau in Bezug auf männliche Privilegien notwendig ambivalent. Halbwegs eindeutig kann sie sich nur hinsichtlich weiblicher Privilegien verhalten, den Verzicht auf diese praktizieren: Den Verzicht darauf, "angenehm" zu sein, geschont zu werden, sich als Pralinenschachtel zu generieren, süßen Nonsens zu quatschen, für den dummen Kullerblick begehrt und für unreflektierte Gefühle "geliebt" zu werden, sich durch die Welt zu schleimen, den oberflächlichen Affekten und auf die leere Zustimmung anderer Weibchen zu vertrauen. Dieser Verzicht ist halbwegs möglich, er ist notwendig, und er gehört notwendig zur Ablehnung der Zumutungen, die an den Unterlegenen gerichtet werden (Ablehnung der Zumutungen, emotionale und sexuelle Kloschüssel, Zustimmidiot, Putzlappen, unterschätzt, Zuspruch-, Trost- und Hoffnungsspender, Mamikuh usw. zu sein).
*Das gilt natürlich nur, insofern überhaupt sinnvoll von Privilegien geredet werden kann; ich stehe diesem Begriff ja notorisch misstrauisch gegenüber.
Man liest nie mit dem Herzen gut.
Fake it while you can
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